zukunftsarchitekten reisen

zukunftsarchitekten reisen nach berlin um im nächsten moment vor dem hau2 zu verschwinden, in sofia wieder aufzuwachen um in einem lastwagen von sofia quer durch europa in 2 1/2 stunden zu reisen um dann doch wieder vor dem hau in berlin zu landen und aufzuwachen. ob man an 3 orten gleichzeitig sein kann. ja! und wie das geht! ja, das geht! und stefan kaegi weiss wie das geht - der hat´s erfunden.

grenzen verschwinden. realität wird neu generiert, erdacht und fiktion an den start und zur landung gebracht. das unglaublichste, wirklich, wirklich, wirklich unglaublichste stück theater!

stefan kaegi sagt dazu: "cargo sofia ist ein gelebtes räumliches modell, ein umgebauter lastwagen, der statt waren erzählungen transportiert. auf der linken seite ist er durchsichtig: ein mobiler zuschauerraum, der den blick auf europäische städte freigibt. nach einer europatour durch 12 städte zwischen sofia, avignon, riga und basel macht der truck wieder station in berlin.

vor dem HAU2 werden jeden abend 46 zuschauer ein eine zweistündige reise verfrachtet: autobahnraststätten, verladerampen, containerhafen, lagerhallen... zu diesen ready-made-bühnenbildern des transits fügen sich die südosteuropäischen biografien aus dem führerstand. das autobahntypische bulgarisch-deutsch wird bereichert im dialog mit berliner gemüsegroßhändlern und autobahnpolizisten. balkanmusik und motoren-groves vertonen die vorbeiziehende stadt kurve für kurve. wo ware war, sitzen zuschauer und blicken durch die scheibe zurück auf berlin." (stefan kaegi, rimini-protokoll)

ich hab sowas noch nie gesehen. nicht einmal davon geträumt. du weisst zuvor gar nicht was passiert. denkst an einen theaterraum für den abend. findest dich plötzlich im laderaum eines trucks mitten auf einer super stark befahrenen straße berlins wieder. innenraum - querseite; dunkle leinwand vor dir. zunächst projektion. fiktion. dann fiktion weiter der vorhang erhebt sich die bühne belebt sich. zunächst noch dunkel und projektion - du siehst nicht mehr nach draussen, kannst die vorbei fahrenden autos nur hören. blinker raus und rein in das gewühl. kein gefühl mehr, dem du trauen kannst. bewegst du dich wirklich oder macht dich das nur die projektion glauben. später geht die leinwand hoch. du merkst, der truck hat einen spiegel zur aussenwelt der aus einer glaswand besteht. wer ist jetzt im stück und wer ist das stück. die vorbei fahrenden autos staunen und fassungslosigkeit greift um sich. später hält der truck an einer fiktiven landesgrenze in einem erzählstrang. im nächsten erzählstrang erklärt sich der grenzbalken als grenzbalken zum großgrünmarkt. es ist nacht. der tatsächliche pförtner kommt ins spiel. die realität erklärt sich und den markt - gleiches spiel am hafen, auf autobahnrastplätzen und wo auch immer wir noch sein werden. die leinwände gehen auf und zu auf unserer reise. fiktion und projektion verlieben sich und machen einen überfall auf die realität. dabei morden sie die depression. im allseitigen trubel wird der glaube an die einzige realität tödlich verletzt. um eine kurve herum in einen belebten kreisverkehr hinein. in der mitte plötzlich ein spot und ein funkmikro und eine schöne frau singt in die nacht hinein ein bulgarisches liebeslied und überträgt sich mühelos in den fahrenden truck. die autos um uns herum im kreisverkehr scheinen nichts davon zu merken - oder doch? ist das hier nur projektion oder ist die poesie zum leben erwacht? am ende der reise wieder in berlin angekommen hilft der bereits auf den stufen gereichte vodka den schwindel zu bekämpfen. ich hab sowas noch nie gesehen. ich hab sowas noch nicht erträumt. ich hätte sowas nicht für möglich gehalten. ich kann durch dimensonen reisen und wünsch euch allen, das auch zu tun.

wer das erlebt hat, kann storydealing und storytelling wohl neu verstehen und erdenken. nix wie hin... sucht die weiteren truckstops unter www.rimini-protokoll.de - fotos im flickr bei mir.

da ist, was zukunftsarchitekten unter zukunftsweisend verstehen möchten. groß, schön, sinnvoll, reizend, intelligent und wunderbar.