Sonntag, Mai 13, 2007

das leiden versteckt sich pünktlich auf der 3 und manchmal dauert es bis zur 4

ein an reizen nicht geizender tag übergibt sich wehrlos der nacht. und ein gute-nacht-lied darf an so einem tag nicht fehlen: http://www.youtube.com/watch?v=DCxRLqQ_ecw

Es ist sein so schönes leiden pünktlich auf der 3, manchmal bis zur 4, das es so wertvoll und besonders macht. und der heutige tag hat eindrucksvoll unter beweis stellen wollen, dass das leiden manchmal bis zur 8 geht und dir dann den boden unter den füssen verschluckt, ganz unschön wird, wenn du pünktlich zur 1 nicht den stick wieder kontrolliert an der base hast.

eindrucksvoller tag, das muss ich ihm lassen. zuerst brav muttertagsgeschenk auf der gumpendorferstr. gekauft - in der st. charles ein gebräu extra als elixir anrichten lassen. auf dem weg zum geschäft und einen seitenblick später sehe ich einen typen, der irgendwie komisch aus der wäsche schaut. er sitzt oder kauert viel mehr auf einem mauervorsprung und knabbert an einem komischen stück etwas. ich registriere ihn und seinen zustand und seinen alkohol im blut, der um 11 am vormittag hier irgendwie nichts gutes vermuten lässt.

ich komm aus dem geschäft zurück, er kauert nun mehr wirklich komisch; hängt irgenwie zwischen den seilen des lebens und hat bereits die augen geschlossen, zu. punkt. ich frag mich, ob ich ihn fragen soll, ob er alleine zu recht kommt - was auch immer das für ihn bedeuten mag - den weg heim ins bett finden in meiner welt. aber sein kauern hat was wirklich ernsthaftes und sehr, sehr tragisches an sich und er macht mir irgendwie angst - später soll sich herausstellen, dass es mir angst machte, einen "ganz normalen typen" auf der straße aufzulesen und er mir nicht den gefallen getan hat, aus einem ganz, ganz anderen milieu zu fallen. mein bauchgefühl erkennt aggression, warnt davor fremde männer anzusprechen, die nicht ganz so fit wirken.

ich geh weiter, steig ins auto und fahr los - hab kein gutes gefühl bei der sache aber der kopf funkt trouble ahead, der bauch angst und das herz möchte sofort und auf der stelle helfen - krieg der sterne eben. ich fahre in die putzerei und besorge unter zeitdruck ein kleid für meine darauf wartende freundin babsi und rase sogleich nochmals retour um nochmals nach dem rechten zu sehen. ich mach mir große vorwürfe, weil ich ja auf jemanden warten hätte können um gemeinsam nach dem rechten zu sehen. diese idee hätte mir auch früher kommen können, blödes mädchen! das macht die vorwürfe nicht unbedingt kleiner. der monstervorwurf baut sich zu voller monstergröße vor mir auf und wird immer stärker.

als ich zurück komme stellt sich die lage als fatal heraus. menschen gehen an dem bereits wie ein klappmesser zusammen gesunkenen weiter und riskieren keinen seitenblick! der typ ist nicht mehr bei besinnung. eine frau ist stehengeblieben. ich rufe die rettung (nachdem 122 und 133 sich als unpassend herausgestellt haben) und schildere die situation: offensichtlich ist der typ total!!! betrunken und nicht mehr bei sinnen. der rettungsmensch erklärt die sofortmaßnahmen, redet langsam und herzlich auf mich ein. ich bitte ihn nur niemals, jedenfalls nicht jetzt, mit dem mit-mir-reden aufzuhören. ...stabile seitenlage, atemwege frei machen... bla, bla. ich schreck mich ziemlich aber alles geht schnell wie der blitz und zicken ist nicht. bin ich froh, diese wirklich nette frau ist neben mir.

gemeinsam legen wir den zu verarztenden auf die straße - besser gehsteig. und hier liegt er nun, auf der straße. bewusstlos. wow! gerade jetzt ist wohl nicht der richtige zeitpunkt sich darüber gedanken zu machen, wie man einen wildfremden menschen anfasst etc.

in meiner konzentration erfasse ich die details rasend schnell: teure diesel, teure uhr, gutes hemd - gratulation! -, verdammt teure schuhe.... alles sehr stylisch - so guter boheme naschmarkt-agenturenstyle marke: "gestern noch agenturpräsi, dann naschmarkt und heute bereits auf der straße!" hier ist aber wirklich was ganz arg nicht so wie es eben sein sollte. nicht ein kleines fest gefeiert sondern boden weg komme was wolle. ein spiel an dem die spielbank den preis diktiert und du nicht mehr im drivingseat bist. gar nicht. punkt. aus. spiel ende. aber irgendwie machen diese statussymbole es leichter ihn anzufassen und schon find ich mich selbst wirklich blöd. seine alkoholvergiftung ist beim besten willen nicht zu leugnen. und weil ich nervös bin, super nervös bin, mach ich das, was ich immer mache, wenn ich angst habe: ich rede oder singe leise vor mich hin. das hab ich schon als kind beim skifahren so gemacht, wenn es definitiv zu schnell wurde. jedenfalls rede ich leise unaufhaltsam ein matra- artiges "alles wird gut" auf den typen ein bis er sich endlich von mir bewegen lässt, ich seinen puls fühlen kann und merke, dass er schwer aber dennoch frei atmen kann. und irgendwie weiss ich, es tut ihm gut meine hand irgendwo zu spüren und ich merke wie er merkt, dass ich hier bin. nicht mehr und nicht weniger aber für sekunden bin ich sprachlos und deshalb singe ich leise weiter.

die rettung kommt 17 lange minuten später und die buben stabililisieren die lage vor ort. ich schwöre mir spontan einen erste-hilfe-kurs zu machen, einweghandschuhe am schlüsselbund zu tragen und danke dem leben wie gut es mir geht - das übliche eben.

eine telefonrunde später sind alle single-freundinnen samt den nicht-single-freundinnen wieder guter dinge - so ein rettungseinsatz relativiert manch problem von letzter nacht. später an diesem komischen tag finde ich mich stunden kochend! in meiner küche wieder um meinem körper etwas gutes zu tun. an diesem komischen tag hab ich mir ein headset gekauft und beschlossen, manche dinge nicht auf die lange bank zu schieben. an diesem komischen tag hab ich ein wunderschönes, märchenhaftes outfit für dienstag gekauft und erkannt, wie gut es mir geht und man nicht mehr als ich auf die butterseite des lebens fallen kann! ich hab alles was ich brauch - es liegt an mir es klug zu gebrauchen.

schon brutal wie schmal es manchmal im leben werden kann. schon arg, was passiert, wenn grenzen sich verflüssigen. und ich frage mich den rest des tages, welchen schmerz der gut beschuhte zu tragen hatte und der last unterlegen ist. für sekunden hab ich mich auch gefragt, ob in seinem börsel die nummer seiner frau zu finden ist und ich sie anrufen sollte. aber was, wenn das ganz und gar unklug wäre. oder die mama anrufen. oder seine agenturfreunde. wie geht das eigentlich? wo sind die schicken agenturfreunde am weg zur hölle geblieben? kurz vor zu schnell abgebogen - das kann ich nicht glauben. da gibt es also eine geschichte. aber alles wird irgendwie wieder gut, so hoffe ich sehr, sehr. leiden ist manchmal gut, denn wer nicht traurig sein kann, der hat im leben nichts zu lachen. aber man muss verdammt acht geben, wenn das wilde herz den pulsschlag übertönen möchte oder einen trick mit dir versucht. pass bitte gut auf dich auf! bonne chance! und das wirkliche schönste, aller, aller schönste gute-nacht-guten-morgen-lied sollte jeder von uns noch heute nacht, auch im traum, morgen beim aufwachen, beim mittagessen und eigentlich immer leise und nie wirklich verstummend hören: http://www.youtube.com/watch?v=zwFS69nA-1w

ich wünsche eine bezaubernde, friedliche und zukunftsreiche nacht! schlaf gut! i.
vielleicht ist dieser text für den heutigen tag auch besonders wertvoll: http://www.youtube.com/watch?v=qikRcAiCtKM&NR=1 nein, es ist das lied. und wenn alles gut ist wünsche ich von herzen dem gut-beschuhten: happy birthday honey... jetzt ist mir klar warum ich seit einer woche nur diese, diese einzige cd hören konnte - non-stop und immer zu.