Samstag, November 10, 2007

Von stürmischen Freunden, brennenden Vögeln, heilenden Tränen und warum Mädchen sein allein noch keine Tugend ist!

Die Geschichte beginnt für uns in einer kalten Frühwinternacht. So kalt, dass die Winterluft klirrend und schlotternd vor Kälte durch die Straßen der Stadt läuft um schneller wieder ihren Freund den Golfstrom zu treffen, der wiederum dafür bekannt ist fast immer schöne Geschichten vom Auftauen erzählen zu können. Und wusstest Du auch, dass selbst der Winterluft manchmal ganz kalt ums Herz ist. Und Geschichten über das Auftauen sind besonders im Winter vor einem warmen Ofen herzerwärmend schön – aber das weißt du ja schon. Und so treffen sich dann manchmal die Winterluft und der Golfstrom und hecken ganz schön stürmische Abenteuer miteinander aus.

Und dass die Winterluft ein ganz schön windiger Hund ist, der dann doch immer wieder Spaß daran findet sich an einer Straßenlaterne festzuhalten um im nächsten Augenblick und mit aller Kraft um die nächste Ecke zu fegen, das kennst Du sicherlich auch. Der freche Kerl springt mit einem Satz in die Höhe, hält sich mit beiden Händen an einer Straßenlaterne fest – so in ca. 2 Metern Höhe - dreht sich blitzschnell um sich selbst nur um just im richtigen Moment die rechte Hand der Fliehkraft zu ergreifen um diese ganz kurz bevor ihm furchtbar schwindlig wird wieder loszulassen und schlittern und sausend mit einem kurzen Ausruf vor Begeisterung mit voller Wucht um die nächste Ecke zu sausen. Ist ein ganz wilder Hund, diese Winterluft, aber das weißt Du ja auch schon.

Aber weißt Du auch warum unser Freund die Winterluft so stürmisch ist? Nein? Unser Freund die Winterluft hat eine Freundin. Und die beiden kennen sich seit sie denken können. Und diese Freundin heißt „Fräulein Sommerwind zu lauer Nacht“. Die Winterluft mag das Fräulein Sommerwind sehr und ist oftmals sehr traurig darüber, wieder einmal zu spät gekommen zu sein und sie nicht mehr anzutreffen, wenn es Zeit war für die Winterluft aus den Ferien zurück zu kommen und das macht unseren Freund die Winterluft stürmisch und rasend, weil irgendwohin muss ja die Energie gehen, die sich die Winterluft zum Verprassen mit Fräulein Sommerwind aufgespart hat.

So geschieht das Verpassen oftmals einige Jahre hintereinander und unser Freund die Winterluft ist darüber manchmal ganz schön traurig. Und dann weint die Winterluft bittere Tränen, die, weil sie so ehrlich und schön sind und von Herzen kommen zu kleinen wunderbaren, zauberschönen Eiskristallen gefrieren und einzigartige Formen annehmen. Natürlich sind sie nur so einzigartig, weil jeder Gedanke an das Fräulein Sommerwind zu lauer Nacht, den die Winterluft so denkt, besonders und einzigartig ist. Und weil das Schöne dem Herzen entspringende immer zu etwas gut ist, bedeckt dann manchmal eine weiße glitzernde Schneedecke den Weg und die Ecken an denen die Winterluft vorbei geschlittert kam und lässt uns seine Spur erahnen. Unter der dicken Tränendecke ist es jedoch besonders warm und angenehm. Ungefähr so, wie es unter deiner kuscheligen Bettdecke ist, ganz genau in dem Moment an dem Du eigentlich aufstehen solltest. Ja, wirst Du Dir vielleicht jetzt denken, ja ganau, das ist der Moment der wirklich sehr schön kuschelig ist.

Was unser Freund die Winterluft aber nicht weiß ist, dass das Fräulein Sommerluft zu lauer Nacht auch immer wieder darunter leidet, unseren Freund die Winterluft nicht anzutreffen. Das ist immer dann, wenn Du merkst wie schwer und drückend, ja bedrückend, der Sommerluft manchmal zu mute ist. Und ab und zu und immer wieder dann weint die Sommerluft auch ganz schön heftig und zittert mit dem Alleinsein um die Wette. Und wenn das Fräulein Sommerwind weint wird sogar der große Himmel traurig und färbt sich blitzartig ganz himmlisch rosarot um Fräulein Sommerwind eine Freude zu machen. Der Himmel ist ja ein besonders lieber Gefährte und weiß deshalb auch, dass man kleinen Fräuleins wie Dir mit rosaroten Dingen immer wieder eine gute Freude bereiten kann.

Aber was sag ich und was erzähl ich Dir was Du noch nicht weißt. Die Tränen der Winterluft lassen kleine Schneeglöckchen unter der flockenzarten Schneedecke für das Fräulein Sommerwind wachsen. Und die Tränen von Fräulein Sommerwind zu lauer Nacht lassen den Himmel rosarot werden. Und so ein rosaroter Himmel ist ja von weit her zu sehen. Und so wird unser Winterwind auch im fernen Ferienland immer wenn er den rosaroten Himmel sieht an seine Heimat erinnert und an das Fräulein Sommernacht und daran dass es Zeit geworden ist nach Hause zu kommen. Und so denken die beiden aneinander und machen sich ihre Gedanken und ihr Fühlen zum Geschenk. Und so haben sich die beiden immer richtig lieb. Sehr lieb. So sehr lieb, dass sie eigentlich immer aneinander denken. Und Du weißt ja, lieb haben lässt einen wachsen und groß werden.

Und weil unsere beiden Freunde Kinder der Natur sind, haben sie auf ihrem Weg des Wachsens auch schon viel gelernt. Sie haben gelernt was ein Naturgesetzt ist. Das klingt kompliziert ist aber sehr wichtig für Dich zu verstehen. Dabei geht es darum zu erkennen, warum manches so ist wie es eben ist und die Geheimnisse von Wirkung und Ursache zu entschlüsseln. Und weil unsere Kinder mit offenem Herzen aufstehen, haben beide im Laufe der Tage und Nächte verstanden dass sie gar nie wirklich voneinander getrennt sind. Sie spielen oft an unterschiedlichen Spielplätzen aber der Himmel unter mit dem sie spielen, ja, den bespielen sie gleichzeitig. Und ist das nicht wunderbar, denkst Du jetzt sicherlich. Manchmal wenn die beiden sehr umsichtig und aufmerksam sind können sie einander spüren egal wie weit sie voneinander getrennt sind und dann lassen sie sich kleine Nachrichten zukommen, freuen sich miteinander Kapriolen schlagend und erkennen, zusammen den Nachnamen "Firmament" zu tragen und dann wissen beide jedes Jahr aufs neue: Liebe will riskiert werden. Aber darüber reden wir wenn wir beide ein bisschen größer sind.

Und deshalb sind unsere Freunde an vielen Tagen sehr gut gelaunt. Und lachen und freuen sich an der Welt und an den großen Abenteuern, die auf sie warten. Nur manchmal, manchmal eben sind sie traurig. Und das ist auch gut so. Nur deshalb weil sich die beiden trauen auch mal so richtig traurig zu sein ist die Welt so ein ordentlicher Abenteuerspielplatz für Dich. Die schönen Tränen der beiden, die niemals grundlos aber sehr liebevoll verschenkt werden, halten einen Kreislauf ganz ordentlich auf Trapp. Das ist wie bei einer Deiner Lieblingsstellen bei Harald Potter, der Du so gerne und immer wieder lauschen magst. Ja genau, die Stelle mit dem zauberschönen Lieblingsvogel, der brennend vor Weltschmerz manchmal alles für seine Träume riskiert und darin und manchmal daran vergeht nur um im richtigen nächsten Augenblick aus dem scheinbaren Nichts neu zu erwachen und schöner und stärker als jemals zuvor wieder alles riskiert um der Lebendigkeit seinen großen Respekt zu zeigen. Das klingt dann wie die "Moldau", die Du so gerne hörst während ich Dir die Geschichte vom Heranwachsen eines Flusses erzähle. Und wenn Dein Lieblingsvogel weint, ja dann wissen wir, er schenkt heilende, wachsen lassende kristallklare Phönixkrokodilstränen der Welt, die alles, aber auch alles wieder gut werden lassen. Ich würde sagen, die Welt noch besser machen aber darüber unterhalten wir uns ein anderes Mal. Und kurz danach kommt eine meiner Lieblingsstellen bei Harald Potter – und die kennst Du vom Vorlesen ja auch schon sehr gut. Ja genau, die Stelle an der Herr Dumbledore erklärt, dass wir nicht nach unseren Talenten gemessen werden sondern an den Entscheidungen die wir treffen. Und Du sagst dann manchmal, dass Du diese Stelle nicht so gut verstehen kannst. Nun mein Lieb, bitte sprich einmal darüber mit unserem Freund dem Winterwind und seiner Freundin dem Fräulein Sommerwind zu lauer Nacht. Beide werden Dir ganz abenteuerliche Geschichten über ihre Talente erzählen und auch darüber, wie glücklich sie diese Talente manchmal machen und wie gut sie davon Gebrauch machen können. Und wenn Du richtig gut hingehört hast werden sie Dir auch ihre kostbarsten Geschichten erzählen – ihre Herzensgeschichten – weil von so viel hinhören einem das Herz ganz schön aufgehen kann. Und das ist fast sowas wie ein Naturgesetz. Und bald wirst Du verstehen lernen, dass es ihre Talente sind, die die Welt schöner machen, aber ihre Entscheidung sich aufeinander einzulassen und immer wieder zu kehren und sich immer wieder aufs neue aufzumachen, zu lernen und zu wachsen die Welt am Leben erhält. Es ist eine mutige und bewusste Entscheidung die zu Tugend führt. Aber davon erzähl ich Dir später, mein Lieb, Du kleiner Saus und Braus.

Schlaf jetzt ruhig und zauberzart, der Winterwind hat seinen Schrecken mit der heilsamen Kraft des Einschlafens für Dich eingetauscht und träumt neben Dir von der Unbeschwertheit eines Sommers von damals.